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Hunde sinnvoll auslasten

Wer kennt es nicht: „Der muss nur mal richtig ausgelastet werden, dann läuft das!“ „So ein Hütehund…da muss man aber wirklich viel mit machen, sonst ist der ja nicht ausgelastet.“ Usw. usf.

Gemeint sind damit meistens laaaaange Spaziergänge. Stundenlang. Am besten mehrmals am Tag. Vielleicht auch mal Hundesport wie Agility, Obedience u.ä..

Aber oft läuft es dann eben nicht, sondern die Hunde kommen immer schlechter zur Ruhe. Dann wird noch mehr mit ihnen gemacht, denn sie sind ja anscheinend nicht ausgelastet. Und der Kreislauf beginnt…

Wenn neue Kunden zu uns kommen, dann sagen wir ganz selten „Du machst zu wenig“ und sehr, sehr oft „Du machst viel zu viel.“

Das geht schon bei Welpen los

Wenn der Welpe abends nochmal seine „5 Minuten“ hat, dann werden Bällchen geworfen oder Zerrspiele gemacht – er hat ja noch so viel Energie, muss also nochmal richtig ausgepowert werden… Die Kleinen fallen dann meistens tatsächlich irgendwann um. Aus purer Erschöpfung, nicht weil sie irgendwie zur Ruhe gekommen wären.

Dabei sind die „5 Minuten“ idR nichts anderes als Stressabbau. Durch Flitzen, Knurren, Herumtoben, Buddeln oder das Zerrupfen von Kuscheltieren versucht das Hundekind, all die Aufregung und Anspannung loszuwerden, die sich am Tag so aufgestaut haben. Wenn das raus ist, dann kann man langsam runterkommen und den Tag ausklingen lassen. Actionreiches „Spiel“ putscht dagegen nur noch weiter auf, bis der Welpe irgendwann so überdreht ist, dass er nicht mehr kann.

Ruhe muss gelernt werden

Ruhe muss Hund meist mühsam lernen. Egal ob klein oder groß: Wer es nicht schafft, sich selbst die Pausen zu nehmen, die er braucht, dem müssen wir dabei helfen. Die meisten Hunde schaffen es nämlich tatsächlich nicht, sich aus dem Geschehen zurückzuziehen, wenn sie es nicht gelernt haben. Oft ist dafür eine Begrenzung hilfreich. Immer ist dafür wichtig, dass der Hund sich nicht für alles verantwortlich fühlt.

Aber der Hund muss doch ausgelastet werden!

Ja, aber richtig – und in Maßen! Hier geht, wie so oft, Qualität über Quantität. Ein Hund möchte eine Aufgabe haben, am liebsten eine, die auch noch seinem Naturell und vielleicht seinem angezüchteten Arbeitsbereich entspricht. Stundenlange Spaziergänge, auf denen nichts weiter passiert, können das nicht bieten. Viele Hundesportarten sind zwar anstrengend, aber für den Hund im Grunde nicht sinnvoll. Und alles was den Hund unkontrolliert hochpusht, ist als sinnvolle Auslastung sowieso nicht geeignet.

Vorsicht vor dem Kick für den Augenblick

Bei sinnvoller Auslastung ist der Hund auch mit dem Köpfchen dabei. Idealerweise wird auch noch im Mensch-Hund-Team zusammengearbeitet. Bällchenwerfen und Co. gehören hier ganz offensichtlich nicht dazu, zumindest wenn der Mensch nur als Wurfmaschine fungiert. Beim Hinterherjagen hinter dem Ball jagt der Hund neben dem Flugobjekt auch den Adrenalinkick. Und das macht schnell abhängig. Nicht umsonst spricht man vom „Balljunkie“, denn das was im Hundekörper geschieht ist mit Drogenabhängigkeit zu vergleichen. Bleibt der Kick aus, ist das massiver Stress für den Hund. Und der 1000. Ball bringt nicht mehr den Kick, den der erste mal brachte, das Stresslevel steigt.

Nicht jeder Hund hat Lust auf jede Form der Auslastung

Unsere Hunde bringen viel mit in unser Zusammenleben: Persönlichkeit, Rassespezifität, Epigenetik, frühkindliche Prägung und unzählige Erfahrungen. Natürlich kann sich nicht jeder Hund für die gleichen Dinge begeistern – genau wie bei uns Menschen. Für den einen Hund ist Mantrailing das Größte, der andere findet Menschen so überflüssig, dass ihm nicht einleuchtet, warum man die jetzt suchen sollte. Ein Herdenschutzhund begeistert sich möglicherweise weniger leicht für die BeuteBeutel Suche als ein Terrier. Und Hüte(ersatz)arbeit wird jetzt auch nicht für jeden was sein.

Ausprobieren und genau hinsehen

Manchmal muss man ein bisschen was ausprobieren, um das zu finden, woran alle Teammitglieder so richtig Spaß haben. Dabei gilt es natürlich, genau hinzusehen und Unsicherheiten oder Themenwechsel nicht mit mangelndem Interesse gleichzusetzen.

Auch der Mensch darf Spaß haben!

Hund und Mensch sind idealerweise ein Team, oder zumindest auf dem Weg dorthin. Das bedeutet, dass nicht nur die Bedürfnisse, Interessen und Stärken des Hundes ins Gewicht fallen, sondern eben auch die des Menschen. Dabei ist es ideal, wenn beide Teammitglieder innerhalb einer Beschäftigung unterschiedliche Aufgaben übernehmen können. Oft kann der Mensch seine körperliche Kraft, seinen Überblick oder sein besseres Verständnis unserer Menschenwelt einbringen, während der Hund sich ganz auf die Ersatzjagdlichen Aufgaben konzentrieren kann.

Am Ende sollten beide die gemeinsame Beschäftigung genießen können.

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