Jagdverhalten bei Hunden. Unterdrücken oder fördern?

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Anti-Jagd-Training macht keinen Sinn. 

Gewagte These, oder? Nein, eigentlich gar nicht. Auch wir lassen den Dingen natürlich nicht ihren Lauf. Im Gegenteil: Das Jagdverhalten des Hundes ist ein ganz zentraler Teil unserer Arbeit, vielleicht sogar das Herzstück. 

Aber das ist auch der Grund, warum wir Anti-Jagd-Training für den falschen Weg halten. Warum, darum soll es in den heutigen „PfotenFakten“ gehen. 

Jagen ist ein Instinkt 

Das offensichtliche zuerst: Jagen ist ein Instinkt des Hundes, d.h. es ist ein Teil von ihm, der niemals verschwinden wird. Instinkte sind angeboren und unveränderbar. Jeder Hund verfügt von Natur aus über vier Instinkte: Jagdinstinkt, Territorialinstinkt, Sexualinstinkt und Sozialinstinkt. Die Ausprägung der einzelnen Instinkte wird von vielen Faktoren beeinflusst, die allerdings alle vor der Geburt determiniert werden. Dabei spielen Rasse und ursprüngliche Aufgaben eine Rolle, aber auch Temperament und Persönlichkeit des Hundes und seiner Eltern. Bei jedem Hund sind die Instinkte also von Geburt an unterschiedlich stark ausgeprägt. Daran können wir auch nichts ändern. Sehr wohl aber am Verhalten, das sich daraus ergibt. 

Die Jagd liegt den meisten hündischen „Jobs“ zugrunde 

Bei Drogenspürhunden, Mantrailern und klassischen Jagdhunden ist es ziemlich offensichtlich: All diese Fähigkeiten und Einsatzzwecke beruhen auf Sequenzen der Jagd. Aber auch ein Hütehund ist ein Jäger und beim Hüten können wir verschiedene Jagdsequenzen beobachte: Er pirscht, hetzt und stellt seine „Beute“. Idealerweise bleibt es aber natürlich dabei. Auch ein Mantrailer sollte die gefundene „Beute“ am Ende lieber unversehrt lassen. Die meisten unserer Hunde sind so gezüchtet, dass sie auf spezielle Teile der Jagd spezialisiert sind. Das heißt aber natürlich nicht, dass sie es im Ernstfall nicht mit dem Töten eines Beutetieres zu Ende bringen könnten (und würden). Der Fokus ist aber oft klar gesetzt und bringt auch im allgemeinen Verhalten und Gefühlsleben einiges mit sich. 

Der Einsatzzweck einer Hunderasse beeinflusst ihr Verhalten im Allgemeinen 

Ein Hütehund muss in seinem Job vor allem auf Bewegungsreize reagieren und ist dementsprechend auch sehr reizoffen für visuelle Reize im Alltag. Ein Bloodhound ist geboren, um Spuren mit der Nase zu verfolgen und sich dabei nicht beirren zu lassen. Und so geht er auch durch’s Leben. Wird einem Hund keine Möglichkeit gegeben, seine spezialisierten Fähigkeiten auch auszuleben, so sucht er sich oft selbst so eine Möglichkeit. Das kann natürlich ganz unterschiedlich sein, bringt aber oft Verhaltensweisen hervor, die im Zusammenleben eher problematisch sind. Das können zum Beispiel sein: Autos jagen, Dinge zerstören, Aggressivität, Ruhelosigkeit oder eben eigenständige Jagdausflüge – die Liste ließe sich ewig weiter führen. 

Jagdverhalten zu unterdrücken ist eine vertane Chance 

Die Tatsache, dass das Jagen zu den Grundinstinkten des Hundes gehört, sollte uns eigentlich schon sagen, dass es eine doofe Idee ist, das unterdrücken zu wollen. Anti-Jagd-Training funktioniert natürlich, dafür gibt es zahllose Beispiele – aber es wird immer nur bis zu einem gewissen Punkt funktionieren, nämlich bis der auslösende Reiz und das innere Bedürfnis die hündische Natur auszuleben irgendwann größer ist. 

Nichtsdestotrotz können wir unseren Hunden aber natürlich auch nicht erlauben diesen Instinkt frei auszuleben. Natürlich muss das Verhalten, das aus diesem Instinkt entsteht, in gesellschaftskonforme Bahnen gelenkt werden. Es muss kontrolliert werden, aber nicht unterdrückt. Überhaupt wäre es schade, wenn wir uns diese Leidenschaft unserer Hunde nicht zunutze machen würden. Der Jagdinstinkt unserer Hunde bietet uns so viele Möglichkeiten, um unsere Hunde auf einer Ebene zu treffen, die sie verstehen und die ihren Bedürfnissen entgegen kommt. Warum sollten wir auf all die Möglichkeiten als Team zusammenzuarbeiten verzichten und das Verhalten stattdessen komplett unterdrücken? 

In unserem Jagdkontrolltraining arbeiten wir vor allem daran, Impulse zu kontrollieren und eigenständiges Jagen durch Teamarbeit zu ersetzen. Ein Hund der gelernt hat, dass die (Ersatz-)jagd mit seinem Menschen nicht nur Spaß macht und ihm die Möglichkeit bietet seinen Instinkt auszuleben, sondern auch noch von Erfolg gekrönt ist, hat keinen Grund mehr, sich für das Kaninchen zu entscheiden (das er wahrscheinlich eh nicht kriegt). 

Authentische Ersatzjagd als Weg zu zuverlässiger Jagdkontrolle 

Gerade bei ernsthaften Jägern ist Authentizität bei der Ersatzjagd mit Fährten, Trails und BeuteBeuteln ein entscheidender Faktor. Das immer gleiche Beutelchen-Schmeißen wird einen ambitionierten Großwildjäger nicht lange aus dem Gebüsch zurückholen. Ein bisschen Kreativität und einige Überlegungen zum ursprünglichen (jagdlichen) Einsatzzweck des eigenen Hundes lassen die Sache aber schon ganz anders aussehen. 

Für den Ratten-jagenden Solitärjäger (z.B. Terrier, Deutscher Spitz, Dackel und Co.) sind vielleicht viele kleine Jagden, bei denen gebuddelt und gehetzt werden darf, spannender als eine große, während der urtümliche Husky bei einer sich langsam aufbauenden und über Kilometer andauernden Jagd mit dramatischem Ende vielleicht erst so richtig auf seine Kosten kommt. Dabei geht es gar nicht darum sich ständig selbst zu übertreffen. Die Kaninchen beraten ja auch nicht, wie sie es dem Beutegreifer beim nächsten Mal noch schwerer machen können… aber eine Jagd verläuft eben auch nicht immer gleich.


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