Die Magie der BeuteBeutel

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Wer uns ein bisschen kennt, der weiß: BeuteBeutel sind aus unserem Alltag, den meisten unserer Gruppen und überhaupt unserem Leben mit Hund kaum wegzudenken. Aber was hat es eigentlich damit auf sich? Warum arbeiten wir damit, wie setzen wir sie ein und was können Risiken bei der BeuteBeutel-Arbeit sein?

Lernen mit sinnvollem Kontext

Natürlich lernen auch unsere Hunde abzuwarten, Impulse zu kontrollieren, Sitz, Platz und ordentlich an der Leine zu gehen, aber viele der klassischen Hundeplatz-Übungen kommen bei uns gar nicht vor. Wir bemühen uns, unsere Übungen für unsere Hunde immer in einen sinnvollen Kontext zu setzen. So fangen schon die Kleinsten mit kleinen Suchspielen an (am Anfang draußen gern noch mit Spielzeug, später dann mit BeuteBeuteln) und lernen dabei, dass es sich lohnt, abzuwarten, damit die spannende Aktion losgehen kann.

Die Größeren stellen fest, dass es eine doofe Idee ist, ohne Freigabe des Menschen hinter dem BeuteBeutel an der Hetzangel her zu preschen, weil die Hetzjagd dann leider nicht losgeht, sondern die Angel, ohne Korrektur des Hundes, hochgenommen wird.

Jagdkontrolle

Und damit sind wir auch gleich bei einer weiteren Stärke der BeuteBeutel-Arbeit: Man kann damit wunderbar Jagd- und Impulskontrolle aufbauen.

Da es sich beim Jagdinstinkt eben um einen Instinkt handelt, glauben wir nicht daran, dass man ihn nachhaltig “abtrainieren” kann und damit erübrigt sich für uns auch die Frage nach Anti-Jagd-Training. Was man aber sehr wohl erreichen kann, ist, den Jagdinstinkt zu kontrollieren. Und hierzu eignet sich die BeuteBeutel-Arbeit wie kaum etwas anderes. Mit dem BeuteBeutel können wir eine Rückfrage vor jeder Aktion (Blickkontakt plus eventuell Freigabe durch den Menschen) einbauen, statt das der Hund die Entscheidung für die echte Jagd (auf Wild) selbstständig trifft.

Wenn der Hund gelernt hat, dass sich eine (Ersatz)Jagd erst lohnt, wenn der Mensch sie freigibt, dann lässt sich das auch in den Ernstfall übertragen. Und zum anderen ist es einfach so, dass sich viele Hunde bei einem starken jagdlichen Reiz eben doch für die Hetzjagd hinter dem Kaninchen her statt für die Leberwurst entscheiden. Das ist dann schlichtweg attraktiver. Mit dem BeuteBeutel haben wir die Möglichkeit nicht nur Essen, sondern vor allem eben auch eine Jagd anzubieten, die dann (meist im Gegensatz zur echten Jagd) auch noch von Erfolg gekrönt ist. Mit einem BeuteBeutel am Schnürchen in der Jackentasche ist man jederzeit bereit eine alternative Hetzjagd anzubieten.

Sinnvolle Aufgabe

Den Jagdinstinkt unterdrücken zu wollen, würde auch allein deshalb schon keinen Sinn machen, weil man damit so viele Chancen im Zusammenleben wegwerfen würde. Eine davon ist, dem Hund eine sinnvolle Aufgabe – außerhalb des Themas Sicherheit (Territorialverhalten) – zu geben. Denn Hunde, die sich nicht sinnvoll beschäftigen dürfen, übernehmen häufig genau das: Die Sicherheit von sich und ihren Menschen zu gewährleisten. In unserer komplexen Welt geht das aber nur in den allerwenigsten Fällen gut und führt in allen anderen Fällen zu einer ganzen Reihe von Problemen. Indem wir unseren Hunden jagdliche Aufgaben geben, fällt es leichter, das Sicherheitsthema uns zu überlassen. So kann jeder seine Stärken einbringen und jeder hat eine Aufgabe.

Selbstwirksamkeit

Und damit sind wir beim vielleicht wichtigsten Grund für sinnvolle Beschäftigung generell und die Arbeit mit dem BeuteBeutel im Besonderen: Selbstwirksamkeit. Ein Leben ohne Sinn, ohne Aufgabe, ohne Möglichkeit zu wachsen, sich zu beweisen und zu sehen was man alles kann – das klingt für uns Menschen wie ein böser Traum, oder? Für viele Hunde ist das traurige Realität. Jeden Tag die gleiche Runde, mit den gleichen Menschen und den gleichen – entfernten – Begegnungen ohne jede geistige Stimulation und ohne die Möglichkeit sich selbst auszuprobieren oder die Welt zu erleben. Auch für Hunde ist ein solches Leben ohne jede Aufgabe schwer zu ertragen und meist wird sich dann selbst eine Aufgabe gesucht: Seien es Sicherheitsthemen, die häufig zu Problemen wie Leinenpöbelei, Ressourcenverteidigung oder Aggressionen führen, oder selbstständiges Jagen…

Kurzum:
Auch für Hunde ist Selbstwirksamkeit ein wichtiges Thema. Und wer einmal gesehen hat, wie stolz ein Hund einen BeuteBeutel herumträgt, den er gerade mit viel Einsatz erjagt hat, der weiß, wieviele wunderbare Möglichkeiten uns die BeuteBeutel-Arbeit in diesem Kontext bietet.

Teambuilding

Auch für das Mensch-Hund-Team kann die Arbeit mit den BeuteBeuteln viel tun. Je nachdem wie wir die Aufgaben aufbauen, kann der Hund sie eigenständig lösen (Selbstwirksamkeit) oder braucht vielleicht auch die Unterstützung seines Menschen (Teamarbeit). Idealerweise erfährt der Hund beides im Laufe einer Ersatzjagd. Dabei kann er feststellen, wie nützlich es ist, seinen Teampartner auch hier an seiner Seite zu haben. Gerade bei Hunden, die, allgemein oder speziell im jagdlichen Kontext, sehr selbstständig agieren, sind diese Möglichkeiten besonders wertvoll. Auf diese Weise kann der Mensch sich beweisen und seine Kompetenzen demonstrieren – so lassen sich selbst Solitärjäger davon überzeugen, dass es gemeinsam doch mehr Spaß und vor allem mehr Sinn macht.

Wo ist besondere Aufmerksamkeit geboten?

Allgemeingültig ist ein verantwortungsbewusster Umgang mit der wichtigen Ressource BeuteBeutel enorm wichtig. Sie sollten nur dort eingesetzt werden, wo wirklich sichergestellt werden kann, dass kein anderer Hund sich einmischen kann. Auch sollten die Umgebungsreize den Hund nicht überfordern. Natürlich kann man z.B. auch im städtischen Umfeld jagen, aber das sollte man nur tun, wenn der Hund dort wirklich ohne Sorgen jagdlich aktiv sein kann. Wenn der BeuteBeutel nur geholt wird, um ihn aus einer vermeintlich gefährlichen Situation zu retten, dann verfehlt die Arbeit jede der zuvor geschilderten Aufgaben.

Schafft es ein Hund unterwegs (noch) nicht, sich sicher genug zu fühlen, um sich auf jagdliche Aktivität einzulassen, kann und sollte die BeuteBeutel-Arbeit erstmal auf das heimische Umfeld (Wohnung und Garten) beschränkt werden. Auch könnte es helfen, wenn unsichere Hunde nicht den BeuteBeutel mit der Hauptmahlzeit suchen (der bleibt dann beim eigenen Menschen in der sicheren Tasche), sondern weniger wichtig gefüllte BeuteBeutel. Bei einem Hund, der Ressourcen verteidigt oder für den Ressourcen allgemein mit großem Stress verbunden sind, sollte die BeuteBeutel-Arbeit nur sehr bedacht eingesetzt werden.

Eine Einführung in den verantwortungs- und sinnvollen Umgang mit dem BeuteBeutel macht in jedem Fall Sinn. BeuteBeutel eröffnen eine ganz neue Welt der Zusammenarbeit und Beschäftigung, die den Alltag von Mensch und Hund nachhaltig bereichern kann.


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